Rosemarie Bus


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ES STERBEN IMMER DREI

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„Es sterben immer drei“ handelt von der prekär beschäftigten Frauenzeitschriftenjournalistin Stella Felix, die für ein ungewohnt fürstliches Honorar den Auftrag annimmt, eine Geschichte über den Mord an einer befreundeten Kollegin zu schreiben. Gottseidank hielt diese sich zum Zeitpunkt ihres Todes in einem Ferienhaus in Umbrien auf, was Stella einen Rechercheaufenthalt im traumhaften, italienischen Spätsommer beschert, der sich auf weiten Strecken wie Urlaub anfühlt und nicht wie Arbeit. Zur Tarnung nimmt sie ihre Mutter Irma mit, eine fachkundige Leserin von Donna Leon. Gemeinsam versuchen die beiden, schneller zu sein als die italienische Polizei. Was auch teilweise gelingt ­– dank Irmas Weisheit, ihrem Humor und Stellas Faible für sexy Polizisten.

Sex? Wir dachten, sie hätten einen Krimi geschrieben.

Ein paar Tote gibt es natürlich auch, wie schon der Titel sagt. Es sterben immer drei. Allerdings hat mich die detaillierte Beschreibung über die Beibringung letaler Wunden nur mäßig interessiert. Bei mir kommen die Menschen vergleichsweise glamourös ums Leben. Zum Beispiel mittels einer Holland&Holland, eine Lieblingswaffe des europäischen Hochadels, mit der zum Beispiel Prince Charles Rebhühner erledigt.

Und wie ist das nun mit dem Sex?

Der ergibt sich zwangsläufig, wenn eine 34jährige deutsche Journalistin und Singlefrau in Italien auf einen Ermittler mit Waschbrettbauch trifft. Immer nur Pastaessen wäre nicht authentisch. Ein wesentlicher Charakterzug von Journalistinnen ist ihre Neugier. Ich weiß das, ich bin selbst Journalistin. Leider habe ich mit 34 keinen Mareschiallo getroffen und mit 35 war ich dann schon verheiratet. Einen echten Mareschiallo habe ich erst im Zug meiner Recherchen für den Krimi kennen gelernt. Rein beruflich, versteht sich. Ich kann versichern, er war eher noch attraktiver als im Buch beschrieben.

Das erste Opfer in ihrem Buch ist eine Adelige. Wieso kennen Sie sich im Adelsmilieu so gut aus?

Damit kennt sich jede Frau aus. Außerdem war Patricia Riekel einmal meine Chefredakteurin. Da musste ich mich notgedrungen für gewisse Milieus interessieren, schon allein, um während der Konferenzen nicht immer nur Angelina Jolie zu verstehen.

Die ganze Geschichte spielt in einem Ferienhaus unter Deutschen in Umbrien. Haben sie selbst ein Ferienhaus in Italien?

Leider nein. Als deutsche Mittelständler solche Immobilien noch bezahlen konnte, jobbte ich als mittellose Studentin in der Abonnementabteilung der Süddeutschen Zeitung.

Wie kommen sie überhaupt auf ihre Ideen?

Regelmäßig Miesbacher Merkur lesen, gut zuhören, genau hinschauen und selbst ein bisschen was erleben. Der Rest ist reine Phantasie.

Wer sind denn ihre Vorbilder?

Das Lehrbuch der gerichtlichen Medizin und der Pschyrembel. Nein, im Ernst: Ursprünglich wollte ich ein Buch in der Tradition der amerikanischen und englischen Krimi-Ladies schreiben. Mit viel Psychologie und wenig Verwesung, wie zum Beispiel Ruth Rendell, P.D. James oder Elizabeth George. Statt Whiskey trinkenden depressiven Zauseln sollten Männer drin vorkommen, die das Herz einer Frau erfreuen, aber trotzdem wollte ich meinen Hass auf eine gewisse Variante des deutschen Managers abreagieren. Überhaupt wollte ich dezidiert ein deutsches Milieu beschreiben, ohne dass ein Regionalkrimi daraus wird. Das können andere besser, außerdem beherrsche ich nur pfälzischen Dialekt. Aber sie bringen mich auf eine Idee, vielleicht schreibe ich mal einen pfälzischen Regionalkrimi.

Für einen Debütroman sind sie aber schon ziemlich alt.

Ja leider.

Warum haben Sie denn nicht früher mit dem Bücherschreiben begonnen?

Das frage ich mich auch. Offenbar musste ich so lange üben. Ich habe mir einen 400 Seiten Text einfach nicht zugetraut. Aber überraschenderweise machte mir der Roman dann viel mehr Spaß als einen Einseiter für eine Frauenzeitschrift zu verfassen. Vielleicht weil mir weder ein Ressortleiter, noch ein Textchef noch ein Chefredakteur mit Tendenz zum Mäkeln im Nacken saßen. Das hätte ich mal früher rausfinden sollen.

Welchen Rat geben Sie jemand, der fragt, wie man ein Buch schreibt?

Den Rat, den alle Schriftsteller von Raymond Chandler, über Graham Greene bis zu Stephen King mantramäßig wiederholt haben. Jeden Tag hinsetzen, so lange sitzen bleiben, bis 5000 Zeichen dastehen, egal ob es eine halbe Stunde dauert oder den ganzen Tag, und so viele Tage durchhalten, bis man guten Gewissens „Ende“ tippen kann.

Ohne was könnten sie beim Schreiben nicht leben?

Google, Lady Grey Tee mit halbfetter Milch und Rohrohrzucker, Spaziergängen auf den Schliersberg und einen verständnisvollen Ehemann, der gerne kocht.

Wie geht es denn weiter mit Stella Felix?

Sie lernt eine neue Freundin kennen, praktischerweise Kriminalhauptkommissarin in Oberbayern. Und sie verliebt sich in einen hübschen, neuen Mann. Einen amerikanischen Spitzenkoch mit maßvollem Bärtchen. Außerdem wird sie gegen ihren Willen in die Ermittlungen eines Todesfalls am Schliersee hineingezogen. Ein unbekannter Radler wird dort auf spektakuläre Weise tot geborgen. Wie sich nach und nach heraus stellt, hatte er ein Faible für sehr reiche Damen. Außerdem spielen noch 2,6 Millionen Euro in einem Backofen eine Rolle, Schwangerschaftsübelkeit, ein pfälzischer Rentner und eine bestimmte Sorte österreichischer Grillwürste.

Das klingt nach …

… Sex, Humor und Weisheit. Sie sagen es.