Rosemarie Bus


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Die Drei-Punkt-Regel

Von der Ankel-Alm ist der Weg zur Freudenreichkapelle mit einem schwarzen Punkt auf dem Wegweiser gekennzeichnet.
Der Wirt von der Ankel-Alm betrachtete uns nur kurz und sagte: „Ihr schafft das schon. Vielleicht müsst ihr ein bisschen Hand an den Fels legen. Aber ois ganz easy.“
Das gelbe Schild (Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich) ignorierten wir. War doch alles easy, ey.
Gottseidank erinnerte ich mich an einen der drei Ratschläge, die der Bergfex an meiner Seite mir im Laufe der Jahre zugute kommen ließ. „Immer mit drei Punkten am Fels bleiben.“ Die klassische Drei-Punkt-Regel der Kletterer. Im free-climber- und boulder-Kreisen natürlich als schrecklich altmodisch verlacht. Aber für zwei Damen in gefährlichem Gelände unterwegs, das auch auf dem Popo rutschend nicht mehr zu bewältigen ist, ein nach wie vor wertvoller Ratschlag.
Was soll ich sagen.
kapelle
Wir haben es geschafft.


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Zur wilden Hilde

Hildealm
Hildes Alm

Hildeaussicht
Hildes Aussicht

Hildekühe
Hildes Kühe

Leiderfiel mir zu spät ein, auch Hildes Käsebrot zu fotografieren.
Und Hilde selber? Wird geheim gehalten.
Aber nicht der Weg zu ihr: Am Minigolfplatz in Bayrischzell geht es eine gute Stunde hinauf Richtung Seeberg. Es gibt Kas- und Speckbrot, Holler- oder Johannisbeerschorle und selbstverständlich Bier. Danach hat jeder mit Bayern Frieden geschlossen, sogar politisch empfindliche Norddeutsche.


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Männer mit Kettensägen

Im Internet wird zu viel gemeckert, heißt es. Da ist was dran.
Andererseits: Wo wenn nicht hier kann man Kritik loswerden, die ansonsten ins Leere laufen würde.
In meinem Roman „Gefährliches Gelände“ treffen sich Joe Lautenschlager und Stella Felix, die beiden Protagonistinnen, gern zu einem Spritz im Strandbad. Weil es zum Sonnenuntergang an einem nicht zu heißen Tag der schönste Platz am ganzen Schliersee ist. Eine gepflegte Liegewiese unter schattigen Bäumen, die Schwäne spazieren zwischen den Badenden, der Sprungturm stammt noch aus den 60er Jahren, am Horizont rollt die Sonne die Huberspitz entlang bis sie ins Wasser plumpst.
Der Kiosk im Strandbad wurde vor ein paar Jahren von ein paar jungen Schlierseern, die sich schon als Skihüttenwirte bewährt hatten, als Location entdeckt und ausgebaut. Seither gibt es eine Thailänderin am Wok, nette Bedienungen und eine Atmosphäre, die auch in Goa nicht lässiger sein könnte. Schliersees It Place.
Jetzt hat das Strandbad wieder geöffnet. Mit einer nicht unerheblichen Veränderung.
„Mir gefällt’s“ sagte einer der maßgeblichen Jungs, als ich meine Beschwerde bei ihm loswerden musste. Nicht nur weil einer der schönsten Bäume direkt am See bis auf einen vier Meter hohen Stumpf einfach abgesägt wurde. Mit den üblichen Begründungen. Die Gemeinde hat das veranlasst, der Baum war krank, Äste (zwei) fielen runter und „dich möchte ich mal erleben, wenn so ein Ast einen Badenden verletzt.“ Warum, wenn Äste runterfallen, gleich der ganze Baum abgesäbelt werden muss, erschließt sich nicht so wirklich. Aber okay. Wäre vielleicht noch einzusehen.
Warum aber der Baumstumpf von einem Mann an der Kettensäge zum „Kunstwerk“ (Originalzitat) geliftet wurde, bleibt das Geheimnis der Beteiligten.
strandbad
Eingebettet in die neu errichtete, nur mit Eintrittsgeld zu belegende Lounge (!), dort wo der Baum vorher seinen Schatten verbreitete, sieht das Ganze dann so aus:
Strandlounge
Tut mir leid Leute, ihr habt den schönsten Platz am ganzen Schliersee mit dieser Müllsackästhetik zum Pennälerwitz verhunzt. Einen Platz, den ihr selbst entdeckt und hochgebracht habt. Cool geht anders.


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Geraffel in der Natur

Für den Genuss der Bergwelt seien nur wache Sinne nötig, keine Schilder, keine Mitmachangebote, keine Kunst, von schlichten Wegweisern einmal abgesehen, schrieb Georg Etscheit kürzlich in der SZ in einem Artikel über die Schilderitis in den Bergen. Ein Phänomen, das von Tourismusmanagern und Eventconsultants im großen Stil vorangetrieben wird.
Beide Berufe ziehen offenbar Menschen an, die sich nicht vorstellen können, dass man in die Berge geht, um mal nicht auf geteerten oder mit Streukies eingeebneten Wegen unterwegs sein zu müssen. Ebensowenig wie sie verstehen, dass Blümchen am Wegesrand, Vogelzwitschern und Rundblicke von Bergspitzen den meisten Wanderern genügend Unterhaltung bieten, auch ohne Schautafeln, Erlebnispfade oder Sportparcours.
Die Bespaßungsbemühungen für Touristen nehmen in Bayrischzell, das sich als Familiendestination positionieren möchte, verzweifelte Ausmaße an.
gnom2
Dieser Gnom (plus einem weiblichem Pendant) in der Größe eines Fünfjährigen soll als Wegweiser in den Bayrischzeller Bergen bei Kindern die Begeisterung fürs Wandern wecken. Auf extrabreiten, eingeebneten Wegen, damit Papi den noch nicht trittsicheren Nachwuchs im Kinderwagen leichter hochrollen kann.
Komisch, unser Sohn hatte beim Wandern am meisten Spaß, wenn er so richtig schön über Felsen kraxeln durfte. Schilder interessierten ihn nicht die Bohne. Das fing bei ihm so ungefähr mit zwei an und hat sich bis heute nicht gelegt.
Tourismusmanager sollten vertraglich dazu verpflichtet werden, mit ihren Kindern als Consultants in die Berge zu gehen, statt sich am Schreibtisch Müll auszudenken.
Schön immerhin, dass die Zielgruppe die Beschilderung kreativ umgestaltet. Hier hat wohl eine Touristenfamilie den Gnom zum Sexualkundeunterricht genutzt.