Rosemarie Bus


Ein Kommentar

Die Drei-Punkt-Regel

Von der Ankel-Alm ist der Weg zur Freudenreichkapelle mit einem schwarzen Punkt auf dem Wegweiser gekennzeichnet.
Der Wirt von der Ankel-Alm betrachtete uns nur kurz und sagte: „Ihr schafft das schon. Vielleicht müsst ihr ein bisschen Hand an den Fels legen. Aber ois ganz easy.“
Das gelbe Schild (Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich) ignorierten wir. War doch alles easy, ey.
Gottseidank erinnerte ich mich an einen der drei Ratschläge, die der Bergfex an meiner Seite mir im Laufe der Jahre zugute kommen ließ. „Immer mit drei Punkten am Fels bleiben.“ Die klassische Drei-Punkt-Regel der Kletterer. Im free-climber- und boulder-Kreisen natürlich als schrecklich altmodisch verlacht. Aber für zwei Damen in gefährlichem Gelände unterwegs, das auch auf dem Popo rutschend nicht mehr zu bewältigen ist, ein nach wie vor wertvoller Ratschlag.
Was soll ich sagen.
kapelle
Wir haben es geschafft.


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Männer mit Kettensägen

Im Internet wird zu viel gemeckert, heißt es. Da ist was dran.
Andererseits: Wo wenn nicht hier kann man Kritik loswerden, die ansonsten ins Leere laufen würde.
In meinem Roman „Gefährliches Gelände“ treffen sich Joe Lautenschlager und Stella Felix, die beiden Protagonistinnen, gern zu einem Spritz im Strandbad. Weil es zum Sonnenuntergang an einem nicht zu heißen Tag der schönste Platz am ganzen Schliersee ist. Eine gepflegte Liegewiese unter schattigen Bäumen, die Schwäne spazieren zwischen den Badenden, der Sprungturm stammt noch aus den 60er Jahren, am Horizont rollt die Sonne die Huberspitz entlang bis sie ins Wasser plumpst.
Der Kiosk im Strandbad wurde vor ein paar Jahren von ein paar jungen Schlierseern, die sich schon als Skihüttenwirte bewährt hatten, als Location entdeckt und ausgebaut. Seither gibt es eine Thailänderin am Wok, nette Bedienungen und eine Atmosphäre, die auch in Goa nicht lässiger sein könnte. Schliersees It Place.
Jetzt hat das Strandbad wieder geöffnet. Mit einer nicht unerheblichen Veränderung.
„Mir gefällt’s“ sagte einer der maßgeblichen Jungs, als ich meine Beschwerde bei ihm loswerden musste. Nicht nur weil einer der schönsten Bäume direkt am See bis auf einen vier Meter hohen Stumpf einfach abgesägt wurde. Mit den üblichen Begründungen. Die Gemeinde hat das veranlasst, der Baum war krank, Äste (zwei) fielen runter und „dich möchte ich mal erleben, wenn so ein Ast einen Badenden verletzt.“ Warum, wenn Äste runterfallen, gleich der ganze Baum abgesäbelt werden muss, erschließt sich nicht so wirklich. Aber okay. Wäre vielleicht noch einzusehen.
Warum aber der Baumstumpf von einem Mann an der Kettensäge zum „Kunstwerk“ (Originalzitat) geliftet wurde, bleibt das Geheimnis der Beteiligten.
strandbad
Eingebettet in die neu errichtete, nur mit Eintrittsgeld zu belegende Lounge (!), dort wo der Baum vorher seinen Schatten verbreitete, sieht das Ganze dann so aus:
Strandlounge
Tut mir leid Leute, ihr habt den schönsten Platz am ganzen Schliersee mit dieser Müllsackästhetik zum Pennälerwitz verhunzt. Einen Platz, den ihr selbst entdeckt und hochgebracht habt. Cool geht anders.


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DIE AUTORIN BEIM ERKUNDEN DES TATORTS

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Am Anfang passiert ein Mord. Die Frage, wo dieser stattfinden soll, bereitet einer Krimiautorin ähnliches Kopfzerbrechen wie einem echten Mörder. Die Wahl des Tatorts zieht viele Probleme nach sich. Die meisten davon zeigen sich erst im Laufe der Geschichte. Plötzlich kann man ganz schön im Wald stehen.

Da „Gefährliches Gelände“ in der Gemeinde Schliersee spielt, sollte der Tatort typisch für die Gegend sein, auch ungefähr dem Titel entsprechen, aber wiederum nicht so unzugänglich sein, dass er nur nach stundenlangem Marschieren zu erreichen ist. Trotzdem musste er relativ blickgeschützt sein, da die spezielle Tötungsart dies erforderte.

Keine Ahnung, wie echte Mörder auf die Idee für ihren Tatort kommen, ich wurde beim Wandern inspiriert. Die Runde um den Josefsthaler Wasserfall gehört zu meinem Standardprogramm. Eine knappe Stunde bei mittlerem Tempo,  die Hälfte davon bergauf mit mäßiger Kletterei über einen ausgetretenen Waldpfad, rechts gurgelt der Hachelbach, es atmet sich leicht im Dunst der Kaskaden. Auch Lily, die alte Dackeldame, kommt begeistert mit.

Mit genügend Willen und Raffinesse könnte der Täter es hier schaffen, sein Opfer in einer der Gumpen des Wasserfalls zu überwältigen, dachte ich mir – und spielte es durch.

 


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Gefährliches Gelände

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Frau Bus, im August 2014 erscheint Ihr zweiter Krimi „Gefährliches Gelände“, wieder bei dtv. Können Sie uns denn schon ein wenig über die Geschichte verraten? Wie kommen denn zum Beispiel die Opfer in diesem Roman zu Tode?

Sie ertrinken. Da die Geschichte am Schliersee spielt, liegt das nahe. Es gibt dort viel Wasser. Nicht nur den See, auch wilde Bergbäche, Wasserfälle, Gumpen….

Hat das was mit Gully zu tun?

Sie kommen offenbar nicht aus Bayern. Gumpen sind eine Art natürliche Badewannen, die entstehen, wenn Schmelzwasser über Jahrtausende immer an der gleichen Stelle im Bachbett landet und mit der Zeit eine Ausbuchtung in den Fels schleift. Die bayerische Version eines Whirlpools, beliebt bei Schulkindern, Nacktbadern und Liebespaaren, die keinen Wert auf Badewannentemperaturen legen. Meist ist das Wasser in Gumpen eisig. Wie überhaupt öffentliches Baden rund um den Schliersee empfindlichen Gemütern nur im August zu empfehlen ist. Was das erste Mordopfer in meiner Geschichte anscheinend nicht weiß. Oder ignoriert.

Das Opfer ertrinkt in einer Art Whirlpool?

So sieht es anfangs zumindest aus. Da das Opfer, ein leicht bekleideter Radler, ohne Ausweis und Handy unterwegs war, bleibt seine Identität längere Zeit ungeklärt. Ebenso wie die Todesursache. Letzteres liegt vor allem an den Schlampereien eines faulen Gerichtsmediziners.

Wieso kennen Sie sich überhaupt so gut in Schliersee aus?

Mein Mann stammt aus Schliersee. Obwohl wir die meiste Zeit in der Welt herumgezogen sind, haben wir doch die letzten Jahre am Schliersee verbracht. Genügend Zeit, um die Gepflogenheiten der Einheimischen zu studieren, die übrigens nicht alle aus der Gegend stammen. Auch wenn das beim Blick auf die Wahlergebnisse täuscht.

Alles CSU?

Ein paar Freie Wähler gibt es schon. Und sogar von Grünen habe ich gehört.

Sie sprechen manchmal von Schliersee, dann wieder vom Schliersee. Können Sie allen Interessierten nördlich von München den Unterschied dieser lokalen Präpositionen erklären?

Der schöne oberbayerische Schliersee ist ein ungefähr  tropfenförmiges Gewässer mit einer kleinen Insel in der Mitte. Man kann ihn im Laufe eines forschen Spazierganges in etwa einer Stunden umrunden. Man kann darin baden. Memmen im August, alle anderen zwischen Juli und Anfang Oktober. Man kann am Ufer liegen und Enten betrachten, man kann ihn mit einem Tretboot erkunden oder man kann im Biergarten über zwei Flüssigkeiten gleichzeitig meditieren. Man kann auf halber Höhe um ihn herum wandern und ihn dabei von oben bewundern. Kurz: Man kann dort herrlich Ferien machen. Vorausgesetzt man ist wetterfest und findet nichts dabei, mitten im Sommer, wenn andere am Mittelmeer brutzeln, bei Regen im See zu schwimmen. Auch das ist herrlich, wenn man sich erstmal dran gewöhnt hat.

Und dann gibt es noch den Ort Schliersee?

Richtig. Er zieht sich mit seinen verschiedenen Ortsteilen vom Norden über den Osten bis zum Süden des Sees und sogar darüber hinaus, bis hoch zum Spitzingsee.

Die ganze Gemeinde erfreut die Touristen mit schönen bayerischen Wirtshäusern, jeder Menge Übernachtungsmöglichkeiten mit dem Charme der 50er Jahre, einem Campingplatz, diversen Kirchen, wobei eine sogar evangelisch ist, künstlerisch hochwertiger Lüftmalerei und einer über tausendjährigen Geschichte, die begann als irische Mönche sich nach Europa aufmachten, um den Heiden das Wort Gottes nahe zu bringen. In Oberbayern gelang ihnen ihr Meisterstück, wie man weiß.

Danach passierte tausend Jahre wenig, abgesehen  von ein paar Raubrittern, die oberhalb des Schliersees eine Burg erbauten. Ihre Ruine wird vom Fremdenverkehrsamt als Wanderziel gepriesen. Im Dritten Reich erwarben dann noch ein paar bösartige Zeitgenossen Ferienhäuser, aber das ist ein unerquickliches Thema, außerdem waren das alles Auswärtige. Wollten wir nicht über mein Buch reden?

Ach, stimmt. Jetzt habe ich meine Fragen vergessen…

Sicher wollten sie mich fragen welche berühmten Schlierseer es außer Nazischergen noch gibt?

Gerhard Polt, der legendäre Kabarettist.

Sie kennen sich aber gut aus. Respekt. Der zur Zeit wohl berühmteste Sohn Schliersees wird in meinem Buch allerdings überhaupt nicht erwähnt, das hat er nicht nötig. Er wohnt übrigens dort, wo meine Geschichte spielt. In Josefsthal, dem Schlierseer Promiviertel.

Wie Markus Wasmeier, der Skirennläufer.

Sie haben wirklich 1 A recherchiert. Markus Wasmeier persönlich spielt in meiner Geschichte auch keine Rolle. Nur sein Bauernhofmuseum, ein Hot Spot im Schlierseer Raum, dient als Schauplatz, weil eine attraktive Mordverdächtige etwas Sightseeing betreibt. Polizeihauptkommissarin Joe Lautenschlager heftet sich dort an ihre Fersen.

Kommissarin? Ich dachte, Ihre Protagonistin ist Journalistin und heißt Stella Felix, wie in „Es sterben immer drei“, ihrem ersten Buch.

Stella Felix ist selbstverständlich wieder dabei, immer noch gebeutelt von der Dauerkrise im Journalismus. Inzwischen muss sie ihren Lebensunterhalt als Gesellschafterin eines reichen, alten Mannes verdienen. Eine der deutschen Unternehmerlegenden, die sich gerne im oberbayerischen Raum niederlassen. Wegen der Schönheit der Natur und der Nähe zu Österreich, das sich bislang beherzt gegen eine Aufweichung des Bankgeheimnisses stemmt.

Wie auch immer, im Umfeld dieser Unternehmerfamilie geschieht der etwas bizarre Mord in der Gumpe, in den Stella Felix gegen ihren Willen hineingezogen wird. Sie beteiligt sich aus persönlichem Interesse und berufsbedingter Neugierde an den Ermittlungen.

Das persönliche Interesse betrifft einen Spitzenkoch, der wie ein kalifornischer Surfer aussieht.

Die berufsbedingte Neugierde wird durch allerlei Merkwürdigkeiten geschürt. Ein millionenteures Renaissancegemälde zum Beispiel, oder ein Vermögen in kleinen Scheinen in der Plastiktüte eines türkischen Supermarktes. Auch ein osteuropäischer Killer spielt eine nicht unwesentliche Rolle. Und ein goldener Ohrring in Form eines Ammoniten, legt, so viel sei verraten, eine heiße Spur zur Tochter der Unternehmerlegende, die längst in den Fußstapfen ihres Vaters marschiert. Ihr eigenes Vermögen gehört zu den größten Deutschlands, aber es hindert sie nicht daran, mit der Gesellschafterin ihres Vaters gemeinsam wandern zu gehen. Vielleicht weil die beiden Frauen ähnlich einsam sind und ungefähr im gleichen Alter.

Und wie kommt nun die Kommissarin ins Spiel.

Polizeihauptkommissarin Joe Lautenschlager ermittelt den Fall professionell und klärt ihn auch auf. Gegen den Widerstand diverser Vorgesetzter, die bis ins bayerische Innenministerium reichen.

Schöner Name, Josefa Lautenschlager. Wie kommt man denn auf sowas?

Bayerische Frauen  können wirklich so heißen. Sowohl Vorname wie Nachname sind bekannt. Josefa wird in Bayern gerne mit Sefferl oder Seffi abgekürzt, aber meine Josefa bevorzugt ihren Spitznamen aus der Schule. Joe, schließlich lernen auch bayerische Kinder Englisch. Außerdem ist Joe viel kürzer, weswegen der Roman nun weniger als 400 Seiten hat. 399 um genau zu sein.

Am nächsten Buch schreiben Sie auch schon, habe ich gehört.

Richtig. Stella und Joe ermitteln gemeinsam im hochmodernen Umfeld der bayerischen Reproduktionsmedizin.

Ärztemilieu, das verspricht ja spannend zu werden.

Selbstverständlich.