Für den Genuss der Bergwelt seien nur wache Sinne nötig, keine Schilder, keine Mitmachangebote, keine Kunst, von schlichten Wegweisern einmal abgesehen, schrieb Georg Etscheit kürzlich in der SZ in einem Artikel über die Schilderitis in den Bergen. Ein Phänomen, das von Tourismusmanagern und Eventconsultants im großen Stil vorangetrieben wird.
Beide Berufe ziehen offenbar Menschen an, die sich nicht vorstellen können, dass man in die Berge geht, um mal nicht auf geteerten oder mit Streukies eingeebneten Wegen unterwegs sein zu müssen. Ebensowenig wie sie verstehen, dass Blümchen am Wegesrand, Vogelzwitschern und Rundblicke von Bergspitzen den meisten Wanderern genügend Unterhaltung bieten, auch ohne Schautafeln, Erlebnispfade oder Sportparcours.
Die Bespaßungsbemühungen für Touristen nehmen in Bayrischzell, das sich als Familiendestination positionieren möchte, verzweifelte Ausmaße an.
Dieser Gnom (plus einem weiblichem Pendant) in der Größe eines Fünfjährigen soll als Wegweiser in den Bayrischzeller Bergen bei Kindern die Begeisterung fürs Wandern wecken. Auf extrabreiten, eingeebneten Wegen, damit Papi den noch nicht trittsicheren Nachwuchs im Kinderwagen leichter hochrollen kann.
Komisch, unser Sohn hatte beim Wandern am meisten Spaß, wenn er so richtig schön über Felsen kraxeln durfte. Schilder interessierten ihn nicht die Bohne. Das fing bei ihm so ungefähr mit zwei an und hat sich bis heute nicht gelegt.
Tourismusmanager sollten vertraglich dazu verpflichtet werden, mit ihren Kindern als Consultants in die Berge zu gehen, statt sich am Schreibtisch Müll auszudenken.
Schön immerhin, dass die Zielgruppe die Beschilderung kreativ umgestaltet. Hier hat wohl eine Touristenfamilie den Gnom zum Sexualkundeunterricht genutzt.