Im Internet wird zu viel gemeckert, heißt es. Da ist was dran.
Andererseits: Wo wenn nicht hier kann man Kritik loswerden, die ansonsten ins Leere laufen würde.
In meinem Roman „Gefährliches Gelände“ treffen sich Joe Lautenschlager und Stella Felix, die beiden Protagonistinnen, gern zu einem Spritz im Strandbad. Weil es zum Sonnenuntergang an einem nicht zu heißen Tag der schönste Platz am ganzen Schliersee ist. Eine gepflegte Liegewiese unter schattigen Bäumen, die Schwäne spazieren zwischen den Badenden, der Sprungturm stammt noch aus den 60er Jahren, am Horizont rollt die Sonne die Huberspitz entlang bis sie ins Wasser plumpst.
Der Kiosk im Strandbad wurde vor ein paar Jahren von ein paar jungen Schlierseern, die sich schon als Skihüttenwirte bewährt hatten, als Location entdeckt und ausgebaut. Seither gibt es eine Thailänderin am Wok, nette Bedienungen und eine Atmosphäre, die auch in Goa nicht lässiger sein könnte. Schliersees It Place.
Jetzt hat das Strandbad wieder geöffnet. Mit einer nicht unerheblichen Veränderung.
„Mir gefällt’s“ sagte einer der maßgeblichen Jungs, als ich meine Beschwerde bei ihm loswerden musste. Nicht nur weil einer der schönsten Bäume direkt am See bis auf einen vier Meter hohen Stumpf einfach abgesägt wurde. Mit den üblichen Begründungen. Die Gemeinde hat das veranlasst, der Baum war krank, Äste (zwei) fielen runter und „dich möchte ich mal erleben, wenn so ein Ast einen Badenden verletzt.“ Warum, wenn Äste runterfallen, gleich der ganze Baum abgesäbelt werden muss, erschließt sich nicht so wirklich. Aber okay. Wäre vielleicht noch einzusehen.
Warum aber der Baumstumpf von einem Mann an der Kettensäge zum „Kunstwerk“ (Originalzitat) geliftet wurde, bleibt das Geheimnis der Beteiligten.
Eingebettet in die neu errichtete, nur mit Eintrittsgeld zu belegende Lounge (!), dort wo der Baum vorher seinen Schatten verbreitete, sieht das Ganze dann so aus:
Tut mir leid Leute, ihr habt den schönsten Platz am ganzen Schliersee mit dieser Müllsackästhetik zum Pennälerwitz verhunzt. Einen Platz, den ihr selbst entdeckt und hochgebracht habt. Cool geht anders.