Rosemarie Bus


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Geraffel in der Natur

Für den Genuss der Bergwelt seien nur wache Sinne nötig, keine Schilder, keine Mitmachangebote, keine Kunst, von schlichten Wegweisern einmal abgesehen, schrieb Georg Etscheit kürzlich in der SZ in einem Artikel über die Schilderitis in den Bergen. Ein Phänomen, das von Tourismusmanagern und Eventconsultants im großen Stil vorangetrieben wird.
Beide Berufe ziehen offenbar Menschen an, die sich nicht vorstellen können, dass man in die Berge geht, um mal nicht auf geteerten oder mit Streukies eingeebneten Wegen unterwegs sein zu müssen. Ebensowenig wie sie verstehen, dass Blümchen am Wegesrand, Vogelzwitschern und Rundblicke von Bergspitzen den meisten Wanderern genügend Unterhaltung bieten, auch ohne Schautafeln, Erlebnispfade oder Sportparcours.
Die Bespaßungsbemühungen für Touristen nehmen in Bayrischzell, das sich als Familiendestination positionieren möchte, verzweifelte Ausmaße an.
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Dieser Gnom (plus einem weiblichem Pendant) in der Größe eines Fünfjährigen soll als Wegweiser in den Bayrischzeller Bergen bei Kindern die Begeisterung fürs Wandern wecken. Auf extrabreiten, eingeebneten Wegen, damit Papi den noch nicht trittsicheren Nachwuchs im Kinderwagen leichter hochrollen kann.
Komisch, unser Sohn hatte beim Wandern am meisten Spaß, wenn er so richtig schön über Felsen kraxeln durfte. Schilder interessierten ihn nicht die Bohne. Das fing bei ihm so ungefähr mit zwei an und hat sich bis heute nicht gelegt.
Tourismusmanager sollten vertraglich dazu verpflichtet werden, mit ihren Kindern als Consultants in die Berge zu gehen, statt sich am Schreibtisch Müll auszudenken.
Schön immerhin, dass die Zielgruppe die Beschilderung kreativ umgestaltet. Hier hat wohl eine Touristenfamilie den Gnom zum Sexualkundeunterricht genutzt.


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Das neue Cover

„Das sieht ja aus wie der Baikalsee im Winter, nicht wie der Schliersee im Sommer“, sagte ich über das erste Cover.
Ob der Verlag aufgrund dieses Einwandes oder doch eher wegen Kritik von Seiten der Vertreter das Cover änderte, ist nicht mehr festzustellen.
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Kein Russland mehr, sondern gefährliches Gelände in der oberbayerischen Variante.


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Das mürrische Mädchen

Auf einem Flohmarkt in Schliersee fiel sie mir zum ersten Mal auf. Misstrauisch schaute sie knapp an mir vorbei. Mit leicht schrägen Augen, als hätte jemand die Haare unter ihrem hohen Hut zu energisch nach hinten gezurrt. Ohne auf ihren Protest zu hören. Du tust mir weh, Mama.
Sie war eindeutig schlecht gelaunt, auch gelangweilt, aber gehorsam. In ihrem Alter saß man nicht gerne stundenlang still. Sie war sechzehn oder sogar noch jünger. Ihr feines blaues Kleid hatte einen Pelzbesatz am Ausschnitt und wenn man genau hinsah, konnte man den Gazeschleier sehen, der ihre Schultern bedeckte und vorne mit einer unauffälligen goldenen Nadel am Kleid festgesteckt war.
Der Verkäufer wollte 20 Euro für den Bildband mit ihr als Cover. Ich war zu geizig. Aber ich merkte mir den Maler. Wozu gab es Google?
Zu dem Zeitpunkt suchte ich für den neuen Roman nach irgendetwas, wofür eine reiche Frau bereit wäre, sehr viel Geld zu zahlen. Nicht eine Yacht oder einen Maserati, kein Kleid von Dior, kein schnell gekaufter Konsumartikel, sondern etwas, so sagt es die reiche Frau im Roman, das „meine Seele berührt.“
Petrus  Christus
Das mürrische Mädchen ist der Star der Berliner Gemäldegalerie. Gemalt um 1470 von dem Niederländer Petrus Christus. Ein kleines Ölporträt auf Eichenholz, nur 29 X 22 cm groß.
Im Museum hängt das „Bildnis einer jungen Dame“ hinter dickem Glas, das erlaubt, ganz nah ranzukommen, um es sich anzusehen, ohne dass gleich die Alarmglocken losgehen oder ein Museumswärter dich zurückscheucht.
Die Kunsthistoriker wissen nicht, wer das Mädchen ist. Die Goldstickerei an der Haube, ihr esquisites Halsband aus schwarzen und weißen Perlen, der weiße Pelz (Hermelin?) alles deutet auf ein reiches Mädchen hin. Vielleicht eine durchreisende Prinzessin, vielleicht eine Patriziertochter, so die Spekulationen.
Eine Mädchen jedenfalls, so meine Spekulation, das kürzlich noch unbeschwert durch die Wiesen und Wälder um Brügge streifte und jetzt festgezurrt unter der Haube ahnt, dass Erwachsensein kein Spaß ist.
Ein Gemälde, für das im Roman die fast reichste Frau Deutschlands 45 Millionen zahlen würde.


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Die Mordswurst

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Joe konnte Lutz nicht besonders gut leiden, aber seine Würste rochen verführerisch.

Er bemerkte ihr Interesse. „Magst a Würschtl?“, rief er. „Eitrige!“

Als Hesse wanzte er sich gerne an die Einheimischen an, indem er mit seinem bayerischen Wortschatz protzte.

Dass die Würste in gegrilltem Zustand, wenn der Käse beim ersten Biss herausfloss, tatsächlich einem behandlungsbedürftigen Zustand ähnelten, konnte Joe den Appetit nicht verleiden, obwohl sie den eleganteren österreichischen Ausdruck Käsekrainer bevorzugte. „Eine.“ Sie hielt den Daumen hoch und riskierte, Dominik wissentlich zu beleidigen. Aber mit drei männlichen Mitgliedern in einer vierköpfigen Familie bestand keine Gefahr, dass von den zwei Kilo Steak etwas übrig blieb. Und wenn doch, konnte man am nächsten Tag immer noch ein Ei drüber kleppern.

(Aus Gefährliches Gelände von Rosemarie Bus)

 


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DIE AUTORIN BEIM ERKUNDEN DES TATORTS

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Am Anfang passiert ein Mord. Die Frage, wo dieser stattfinden soll, bereitet einer Krimiautorin ähnliches Kopfzerbrechen wie einem echten Mörder. Die Wahl des Tatorts zieht viele Probleme nach sich. Die meisten davon zeigen sich erst im Laufe der Geschichte. Plötzlich kann man ganz schön im Wald stehen.

Da „Gefährliches Gelände“ in der Gemeinde Schliersee spielt, sollte der Tatort typisch für die Gegend sein, auch ungefähr dem Titel entsprechen, aber wiederum nicht so unzugänglich sein, dass er nur nach stundenlangem Marschieren zu erreichen ist. Trotzdem musste er relativ blickgeschützt sein, da die spezielle Tötungsart dies erforderte.

Keine Ahnung, wie echte Mörder auf die Idee für ihren Tatort kommen, ich wurde beim Wandern inspiriert. Die Runde um den Josefsthaler Wasserfall gehört zu meinem Standardprogramm. Eine knappe Stunde bei mittlerem Tempo,  die Hälfte davon bergauf mit mäßiger Kletterei über einen ausgetretenen Waldpfad, rechts gurgelt der Hachelbach, es atmet sich leicht im Dunst der Kaskaden. Auch Lily, die alte Dackeldame, kommt begeistert mit.

Mit genügend Willen und Raffinesse könnte der Täter es hier schaffen, sein Opfer in einer der Gumpen des Wasserfalls zu überwältigen, dachte ich mir – und spielte es durch.

 


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Gefährliches Gelände

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Frau Bus, im August 2014 erscheint Ihr zweiter Krimi „Gefährliches Gelände“, wieder bei dtv. Können Sie uns denn schon ein wenig über die Geschichte verraten? Wie kommen denn zum Beispiel die Opfer in diesem Roman zu Tode?

Sie ertrinken. Da die Geschichte am Schliersee spielt, liegt das nahe. Es gibt dort viel Wasser. Nicht nur den See, auch wilde Bergbäche, Wasserfälle, Gumpen….

Hat das was mit Gully zu tun?

Sie kommen offenbar nicht aus Bayern. Gumpen sind eine Art natürliche Badewannen, die entstehen, wenn Schmelzwasser über Jahrtausende immer an der gleichen Stelle im Bachbett landet und mit der Zeit eine Ausbuchtung in den Fels schleift. Die bayerische Version eines Whirlpools, beliebt bei Schulkindern, Nacktbadern und Liebespaaren, die keinen Wert auf Badewannentemperaturen legen. Meist ist das Wasser in Gumpen eisig. Wie überhaupt öffentliches Baden rund um den Schliersee empfindlichen Gemütern nur im August zu empfehlen ist. Was das erste Mordopfer in meiner Geschichte anscheinend nicht weiß. Oder ignoriert.

Das Opfer ertrinkt in einer Art Whirlpool?

So sieht es anfangs zumindest aus. Da das Opfer, ein leicht bekleideter Radler, ohne Ausweis und Handy unterwegs war, bleibt seine Identität längere Zeit ungeklärt. Ebenso wie die Todesursache. Letzteres liegt vor allem an den Schlampereien eines faulen Gerichtsmediziners.

Wieso kennen Sie sich überhaupt so gut in Schliersee aus?

Mein Mann stammt aus Schliersee. Obwohl wir die meiste Zeit in der Welt herumgezogen sind, haben wir doch die letzten Jahre am Schliersee verbracht. Genügend Zeit, um die Gepflogenheiten der Einheimischen zu studieren, die übrigens nicht alle aus der Gegend stammen. Auch wenn das beim Blick auf die Wahlergebnisse täuscht.

Alles CSU?

Ein paar Freie Wähler gibt es schon. Und sogar von Grünen habe ich gehört.

Sie sprechen manchmal von Schliersee, dann wieder vom Schliersee. Können Sie allen Interessierten nördlich von München den Unterschied dieser lokalen Präpositionen erklären?

Der schöne oberbayerische Schliersee ist ein ungefähr  tropfenförmiges Gewässer mit einer kleinen Insel in der Mitte. Man kann ihn im Laufe eines forschen Spazierganges in etwa einer Stunden umrunden. Man kann darin baden. Memmen im August, alle anderen zwischen Juli und Anfang Oktober. Man kann am Ufer liegen und Enten betrachten, man kann ihn mit einem Tretboot erkunden oder man kann im Biergarten über zwei Flüssigkeiten gleichzeitig meditieren. Man kann auf halber Höhe um ihn herum wandern und ihn dabei von oben bewundern. Kurz: Man kann dort herrlich Ferien machen. Vorausgesetzt man ist wetterfest und findet nichts dabei, mitten im Sommer, wenn andere am Mittelmeer brutzeln, bei Regen im See zu schwimmen. Auch das ist herrlich, wenn man sich erstmal dran gewöhnt hat.

Und dann gibt es noch den Ort Schliersee?

Richtig. Er zieht sich mit seinen verschiedenen Ortsteilen vom Norden über den Osten bis zum Süden des Sees und sogar darüber hinaus, bis hoch zum Spitzingsee.

Die ganze Gemeinde erfreut die Touristen mit schönen bayerischen Wirtshäusern, jeder Menge Übernachtungsmöglichkeiten mit dem Charme der 50er Jahre, einem Campingplatz, diversen Kirchen, wobei eine sogar evangelisch ist, künstlerisch hochwertiger Lüftmalerei und einer über tausendjährigen Geschichte, die begann als irische Mönche sich nach Europa aufmachten, um den Heiden das Wort Gottes nahe zu bringen. In Oberbayern gelang ihnen ihr Meisterstück, wie man weiß.

Danach passierte tausend Jahre wenig, abgesehen  von ein paar Raubrittern, die oberhalb des Schliersees eine Burg erbauten. Ihre Ruine wird vom Fremdenverkehrsamt als Wanderziel gepriesen. Im Dritten Reich erwarben dann noch ein paar bösartige Zeitgenossen Ferienhäuser, aber das ist ein unerquickliches Thema, außerdem waren das alles Auswärtige. Wollten wir nicht über mein Buch reden?

Ach, stimmt. Jetzt habe ich meine Fragen vergessen…

Sicher wollten sie mich fragen welche berühmten Schlierseer es außer Nazischergen noch gibt?

Gerhard Polt, der legendäre Kabarettist.

Sie kennen sich aber gut aus. Respekt. Der zur Zeit wohl berühmteste Sohn Schliersees wird in meinem Buch allerdings überhaupt nicht erwähnt, das hat er nicht nötig. Er wohnt übrigens dort, wo meine Geschichte spielt. In Josefsthal, dem Schlierseer Promiviertel.

Wie Markus Wasmeier, der Skirennläufer.

Sie haben wirklich 1 A recherchiert. Markus Wasmeier persönlich spielt in meiner Geschichte auch keine Rolle. Nur sein Bauernhofmuseum, ein Hot Spot im Schlierseer Raum, dient als Schauplatz, weil eine attraktive Mordverdächtige etwas Sightseeing betreibt. Polizeihauptkommissarin Joe Lautenschlager heftet sich dort an ihre Fersen.

Kommissarin? Ich dachte, Ihre Protagonistin ist Journalistin und heißt Stella Felix, wie in „Es sterben immer drei“, ihrem ersten Buch.

Stella Felix ist selbstverständlich wieder dabei, immer noch gebeutelt von der Dauerkrise im Journalismus. Inzwischen muss sie ihren Lebensunterhalt als Gesellschafterin eines reichen, alten Mannes verdienen. Eine der deutschen Unternehmerlegenden, die sich gerne im oberbayerischen Raum niederlassen. Wegen der Schönheit der Natur und der Nähe zu Österreich, das sich bislang beherzt gegen eine Aufweichung des Bankgeheimnisses stemmt.

Wie auch immer, im Umfeld dieser Unternehmerfamilie geschieht der etwas bizarre Mord in der Gumpe, in den Stella Felix gegen ihren Willen hineingezogen wird. Sie beteiligt sich aus persönlichem Interesse und berufsbedingter Neugierde an den Ermittlungen.

Das persönliche Interesse betrifft einen Spitzenkoch, der wie ein kalifornischer Surfer aussieht.

Die berufsbedingte Neugierde wird durch allerlei Merkwürdigkeiten geschürt. Ein millionenteures Renaissancegemälde zum Beispiel, oder ein Vermögen in kleinen Scheinen in der Plastiktüte eines türkischen Supermarktes. Auch ein osteuropäischer Killer spielt eine nicht unwesentliche Rolle. Und ein goldener Ohrring in Form eines Ammoniten, legt, so viel sei verraten, eine heiße Spur zur Tochter der Unternehmerlegende, die längst in den Fußstapfen ihres Vaters marschiert. Ihr eigenes Vermögen gehört zu den größten Deutschlands, aber es hindert sie nicht daran, mit der Gesellschafterin ihres Vaters gemeinsam wandern zu gehen. Vielleicht weil die beiden Frauen ähnlich einsam sind und ungefähr im gleichen Alter.

Und wie kommt nun die Kommissarin ins Spiel.

Polizeihauptkommissarin Joe Lautenschlager ermittelt den Fall professionell und klärt ihn auch auf. Gegen den Widerstand diverser Vorgesetzter, die bis ins bayerische Innenministerium reichen.

Schöner Name, Josefa Lautenschlager. Wie kommt man denn auf sowas?

Bayerische Frauen  können wirklich so heißen. Sowohl Vorname wie Nachname sind bekannt. Josefa wird in Bayern gerne mit Sefferl oder Seffi abgekürzt, aber meine Josefa bevorzugt ihren Spitznamen aus der Schule. Joe, schließlich lernen auch bayerische Kinder Englisch. Außerdem ist Joe viel kürzer, weswegen der Roman nun weniger als 400 Seiten hat. 399 um genau zu sein.

Am nächsten Buch schreiben Sie auch schon, habe ich gehört.

Richtig. Stella und Joe ermitteln gemeinsam im hochmodernen Umfeld der bayerischen Reproduktionsmedizin.

Ärztemilieu, das verspricht ja spannend zu werden.

Selbstverständlich.

 


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ES STERBEN IMMER DREI

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„Es sterben immer drei“ handelt von der prekär beschäftigten Frauenzeitschriftenjournalistin Stella Felix, die für ein ungewohnt fürstliches Honorar den Auftrag annimmt, eine Geschichte über den Mord an einer befreundeten Kollegin zu schreiben. Gottseidank hielt diese sich zum Zeitpunkt ihres Todes in einem Ferienhaus in Umbrien auf, was Stella einen Rechercheaufenthalt im traumhaften, italienischen Spätsommer beschert, der sich auf weiten Strecken wie Urlaub anfühlt und nicht wie Arbeit. Zur Tarnung nimmt sie ihre Mutter Irma mit, eine fachkundige Leserin von Donna Leon. Gemeinsam versuchen die beiden, schneller zu sein als die italienische Polizei. Was auch teilweise gelingt ­– dank Irmas Weisheit, ihrem Humor und Stellas Faible für sexy Polizisten.

Sex? Wir dachten, sie hätten einen Krimi geschrieben.

Ein paar Tote gibt es natürlich auch, wie schon der Titel sagt. Es sterben immer drei. Allerdings hat mich die detaillierte Beschreibung über die Beibringung letaler Wunden nur mäßig interessiert. Bei mir kommen die Menschen vergleichsweise glamourös ums Leben. Zum Beispiel mittels einer Holland&Holland, eine Lieblingswaffe des europäischen Hochadels, mit der zum Beispiel Prince Charles Rebhühner erledigt.

Und wie ist das nun mit dem Sex?

Der ergibt sich zwangsläufig, wenn eine 34jährige deutsche Journalistin und Singlefrau in Italien auf einen Ermittler mit Waschbrettbauch trifft. Immer nur Pastaessen wäre nicht authentisch. Ein wesentlicher Charakterzug von Journalistinnen ist ihre Neugier. Ich weiß das, ich bin selbst Journalistin. Leider habe ich mit 34 keinen Mareschiallo getroffen und mit 35 war ich dann schon verheiratet. Einen echten Mareschiallo habe ich erst im Zug meiner Recherchen für den Krimi kennen gelernt. Rein beruflich, versteht sich. Ich kann versichern, er war eher noch attraktiver als im Buch beschrieben.

Das erste Opfer in ihrem Buch ist eine Adelige. Wieso kennen Sie sich im Adelsmilieu so gut aus?

Damit kennt sich jede Frau aus. Außerdem war Patricia Riekel einmal meine Chefredakteurin. Da musste ich mich notgedrungen für gewisse Milieus interessieren, schon allein, um während der Konferenzen nicht immer nur Angelina Jolie zu verstehen.

Die ganze Geschichte spielt in einem Ferienhaus unter Deutschen in Umbrien. Haben sie selbst ein Ferienhaus in Italien?

Leider nein. Als deutsche Mittelständler solche Immobilien noch bezahlen konnte, jobbte ich als mittellose Studentin in der Abonnementabteilung der Süddeutschen Zeitung.

Wie kommen sie überhaupt auf ihre Ideen?

Regelmäßig Miesbacher Merkur lesen, gut zuhören, genau hinschauen und selbst ein bisschen was erleben. Der Rest ist reine Phantasie.

Wer sind denn ihre Vorbilder?

Das Lehrbuch der gerichtlichen Medizin und der Pschyrembel. Nein, im Ernst: Ursprünglich wollte ich ein Buch in der Tradition der amerikanischen und englischen Krimi-Ladies schreiben. Mit viel Psychologie und wenig Verwesung, wie zum Beispiel Ruth Rendell, P.D. James oder Elizabeth George. Statt Whiskey trinkenden depressiven Zauseln sollten Männer drin vorkommen, die das Herz einer Frau erfreuen, aber trotzdem wollte ich meinen Hass auf eine gewisse Variante des deutschen Managers abreagieren. Überhaupt wollte ich dezidiert ein deutsches Milieu beschreiben, ohne dass ein Regionalkrimi daraus wird. Das können andere besser, außerdem beherrsche ich nur pfälzischen Dialekt. Aber sie bringen mich auf eine Idee, vielleicht schreibe ich mal einen pfälzischen Regionalkrimi.

Für einen Debütroman sind sie aber schon ziemlich alt.

Ja leider.

Warum haben Sie denn nicht früher mit dem Bücherschreiben begonnen?

Das frage ich mich auch. Offenbar musste ich so lange üben. Ich habe mir einen 400 Seiten Text einfach nicht zugetraut. Aber überraschenderweise machte mir der Roman dann viel mehr Spaß als einen Einseiter für eine Frauenzeitschrift zu verfassen. Vielleicht weil mir weder ein Ressortleiter, noch ein Textchef noch ein Chefredakteur mit Tendenz zum Mäkeln im Nacken saßen. Das hätte ich mal früher rausfinden sollen.

Welchen Rat geben Sie jemand, der fragt, wie man ein Buch schreibt?

Den Rat, den alle Schriftsteller von Raymond Chandler, über Graham Greene bis zu Stephen King mantramäßig wiederholt haben. Jeden Tag hinsetzen, so lange sitzen bleiben, bis 5000 Zeichen dastehen, egal ob es eine halbe Stunde dauert oder den ganzen Tag, und so viele Tage durchhalten, bis man guten Gewissens „Ende“ tippen kann.

Ohne was könnten sie beim Schreiben nicht leben?

Google, Lady Grey Tee mit halbfetter Milch und Rohrohrzucker, Spaziergängen auf den Schliersberg und einen verständnisvollen Ehemann, der gerne kocht.

Wie geht es denn weiter mit Stella Felix?

Sie lernt eine neue Freundin kennen, praktischerweise Kriminalhauptkommissarin in Oberbayern. Und sie verliebt sich in einen hübschen, neuen Mann. Einen amerikanischen Spitzenkoch mit maßvollem Bärtchen. Außerdem wird sie gegen ihren Willen in die Ermittlungen eines Todesfalls am Schliersee hineingezogen. Ein unbekannter Radler wird dort auf spektakuläre Weise tot geborgen. Wie sich nach und nach heraus stellt, hatte er ein Faible für sehr reiche Damen. Außerdem spielen noch 2,6 Millionen Euro in einem Backofen eine Rolle, Schwangerschaftsübelkeit, ein pfälzischer Rentner und eine bestimmte Sorte österreichischer Grillwürste.

Das klingt nach …

… Sex, Humor und Weisheit. Sie sagen es.